Götz Keitel, Ortwin Goldbeck und Hermann-Josef Bunte. | © Wolfgang Rudolf

Goldbeck macht für Erweiterung der Kunsthalle wieder ein Hintertürchen auf

Bielefeld. Ortwin Goldbeck sieht zufrieden aus. Gerade hat er seine Pläne für die Villa der Handwerkskammer vorgestellt. Eine Galerie der klassischen Moderne soll entstehen – und damit für immer der Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

Neben ihm sitzt Hermann-Josef Bunte. Der Kunstsammler wirkt heiter – und voller Schaffensdrang. Sein Traum, die Werke seiner Sammlung in einer Dauerausstellung präsentieren zu können, ist durch Goldbecks Kauf wahr geworden. Nur einer sitzt abseits und schaut mit undurchsichtiger Miene.

Kunsthallenchef Friedrich Meschede. Er ist als Gast zur Pressekonferenz gekommen und hörte den Rednern aufmerksam zu. Auf diese Weise dürfte er registriert haben, dass Goldbeck für ihn wieder ein kleines Hintertürchen öffnete. Denn der Bauunternehmer hatte sich ursprünglich bereit erklärt, einen Erweiterungsbau der Kunsthalle finanziell zu unterstützen. Mit dem Kauf der Villa der Handwerkskammer war dieses Angebot obsolet geworden. Eine schlechte Nachricht für Meschede.

Doch Goldbeck betonte nun, dass „das Thema nicht generell vom Tisch“ sei. „Eine Erweiterung der Kunsthalle sollte man nicht aus dem Blick verlieren“, so Goldbeck. Das Projekt langfristig weiterzuverfolgen, lohne sich allemal, antwortet er auf die Frage, ob er als Förderer noch zur Verfügung stünde. Dann fiel ein entscheidender Satz: „Es ist wichtig, der Kunsthalle und dem Stenner Haus nicht gegenseitig die Sponsoren abzujagen. Das wäre fatal.“

Meschede selbst sagte gestern nichts dazu. Dafür seine Stellvertreterin Jutta Hülsewig-Johnen: „Es freut uns zu hören, dass Herr Goldbeck nicht für alle Zeit ein Engagement in Richtung eines Kunsthallen-Erweiterungsbau ausgeschlossen hat.“

Ob es nun zu einer engen Zusammenarbeit zwischen Stenner-Haus und Kunsthalle kommt, ist noch offen – noch gebe es keine Gesprächstermine. Bunte betonte jedoch, dass es für ihn unvorstellbar sei, ohne die Expertise der Kunsthalle im Stenner Haus auszukommen. Hülsewig-Johnen hat Bunte gebeten, der Kunsthalle zunächst einmal die Konzeption für das neue Museum vorzustellen. „Beide Seiten brauchen einen gemeinsamen Wissensstand, bevor sie über eine Kooperation diskutieren oder selbige gar vereinbaren“, sagte die Expertin für die Klassische Moderne. Die Tatsache, dass Goldbeck, der 2,5 Millionen Euro für die Villa gezahlt hat, sich entschieden habe, den Freundeskreis Stenner zu unterstützen und vorerst nicht die Kunsthalle, sei kein Hindernis für Gespräche. Das Haus Stenner sei eine gute Möglichkeit, Werke der Bielefelder Moderne, die bisher keinen Ausstellungsort hat, für gemeinsame Ausstellungsprojekte mit Buntes Werken zusammenzubringen, betonte Hülsewig-Johnen, die die Ausstellung der Bunte-Sammlung in der Kunsthalle 2014 kuratiert hatte.

Im neuen Museum soll eine Ausstellung auf 650 Quadratmetern in 20 Räumen entstehen. Zum Vergleich: der Kunsthalle stehen 950 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Der Umbau werde rund ein Jahr dauern. Kosten: mindestens 750.000 Euro. Da sind Beleuchtung, Klimatisierung und Technik noch nicht eingerechnet. Noch offen ist, ob ein Veranstaltungssaal in der dritten Etage genutzt werden kann. Brandschutzregeln könnten dagegen sprechen. Der Freundeskreis Stenner strebt an, eine erste Auswahl der Werke schon ab März zu zeigen. Um den Betrieb dauerhaft finanziell stemmen zu können, will er eine Verbrauchstiftung gründen. Kennzeichnend für diese Form ist, dass sie nicht nur die Erträge, sondern das gesamte Grundstockvermögen für die Förderung ihrer Zwecke einsetzen kann. Als Gründungsstifter wünscht sich der Freundeskreis die Goldbeck Stiftung, die die Villa für 2,5 Millionen Euro gekauft hat, und die Kunsthalle dazu.

Für die Finanzierung werden Spender gesucht. Die Signale seien bereits positiv. Allein in dieser Woche seien 26 neue Mitglieder dem jetzt über 100 köpfigen Freundeskreis beigetreten. Sie hätten bereits Spenden in Höhe von 1.500 und eine jährliche Dauerspende von 500 Euro mitgebracht.

Von Andrea Rolfes und Stefan Brams, Neue Westfälische