Stenner-Museum: Den Erweiterungsbau wird einer der namhaftesten Architekten Europas entwerfen

Mit dem Selbstportrait Stenners (von links) Oberbürgermeister Pit Clausen, Hildegard und Ortwin Goldbeck, die zu Ehrenmitgliedern des Stenner Freundeskreises erklärt wurden, Ricarda Osthus (Vorstand Freundeskreis) und Kulturdezernent Dr. Udo Witthaus.
Foto: Thomas F. Starke

Bielefeld (WB). Mitte dieses Jahres, so hofft Ortwin Goldbeck, werde er für die Goldbeck-Stiftung die Pläne für den Erweiterungsbau des Hermann Stenner Hauses in der Villa Weber (ehemalige Handwerkskammer) vorstellen können. Er verspricht: »Das wird kein Zweckbau. Es soll etwas Außergewöhnliches entstehen. « Gewinnen wolle er für die Aufgabe »einen der namhaftesten Architekten Europas«; erste positive Gespräche habe es bereits gegeben.

Ortwin Goldbeck und seine Frau Hildegard wurden am Samstag im Rahmen der Feier zu Stenners 125. Geburtstag als Stifter des künftigen Museums zu Ehren des
Bielefelder Künstlers mit der Ehrenmitgliedschaft im Freundeskreis Hermann Stenner e.V. ausgezeichnet. Die Urkunden gestaltete Stenners Großneffe Götz Keitel, zusammen mit Ricarda Osthus Vorstand des Freundeskreises. Als Gastgeber des Geburtstagsempfangs in der Villa Weber wurden Keitel und Osthus mehr als überrascht vom großen Andrang von mehreren hundert Gästen, darunter Oberbürgermeister Pit Clausen, Kulturdezernent Dr. Udo Witthaus, Alt-Oberbürgermeister Eberhard David, Thomas Thiel, Leiter des Kunstvereins, Anne Kaestner als Vertreterin der Kunsthalle, Dr. Hildegard Wiewelhove, Leiterin des Museum Huelsmann. Ricarda Osthus betonte, es sei wichtig, mit allen anderen Kulturanbietern in Bielefeld zusammen zu arbeiten, denn so umfangreich Stenners Werk auch sein möge, es reiche nicht aus, ein Museum dauerhaft zu bespielen. Auch Ortwin Goldbeck, dessen Stiftung die Villa Weber gekauft hat, wünscht sich eine enge Zusammenarbeit mit Kunstverein und Kunsthalle: »Das Ensemble ist einmalig.« Der Dreiklang der (künftig) drei Kunstmuseen mache, davon ist Goldbeck überzeugt, »Bielefeld attraktiver« und trage zum Ansehen der Stadt überregional bei. Das Hermann-Stenner-Haus stehe keinesfalls in Konkurrenz zur Kunsthalle – im Gegenteil: Werke aus dem Eigenbesitzder Kunsthalle, die aus Platzgründen selten oder nie gezeigt würden, könnten als Leihgaben im Stenner-Museum zu ihrem Recht kommen. Ortwin Goldbeck sagte, dass die allseits positiven Reaktionen auf die Museumspläne ihm Mut gemacht hätten. Aber um etwas langfristig Vorzeigbares zu schaffen, wolle man nichts »übers Knie brechen«. Er gehe dennoch davon aus, dass das Museum noch 2017 eröffnen könne: »Wir sind auf einem guten Weg.«

Das Ziel: Zehn Stifter

Organisatorisch habe man zunächst eine Lösung für die Trägerschaft finden müssen. Die übernehme eine gemeinnützige GmbH mit den beiden Partnern Goldbeck-Stiftung und Freundeskreis Hermann Stenner e.V. Er wünsche sich zudem, dass die Kunsthalle Mitglied des Freundeskreises werde, so Goldbeck. Inzwischen gewonnen habe man fünf Stifter, die»größere Beträge« zur Verfügung stellen würden – zehn sollen es im Idealfall werden. Das zweite Standbein sei der Erweiterungsbau, der an Stelle des heutigen Anbaus aus dem Jahre 1969 errichtet werden solle. Die Erträge sollen die laufenden Kosten des Hermann Stenner Hauses zur Hälfte decken, die zweite Hälfte würde die Träger gGmbH übernehmen. Goldbeck rechnet mit jährlichen Betriebskosten von 350 000 bis 400 000 Euro. Geschäftsführer der gGmbH (ehrenamtlich) sei Dr. Werner Efing, einen künstlerischen Geschäftsführer suche man noch. Goldbeck kann sich auch vorstellen, dass die künstlerische Leitung die Kunsthalle übernimmt, für das Hermann-Stenner-Haus aber ein zusätzlicher Kurator eingestellt wird. Mit dem Umbau der Villa Weber solle Mitte des Jahres begonnen werden. So soll für die Barrierefreiheit ein Aufzug im geplanten Erweiterungsbau sorgen, zudem müsse bei der Umgestaltung des ehemaligen Handwerkskammergebäudes ein Sicherheitskonzept umgesetzt, museumsgerechte Klimatisierung und entsprechende Lichtverhältnisse geschaffen werden. Wichtig sei ihm, so Goldbeck, »jeden Schritt transparent zu machen«. Er freue sich darüber, dass alle »maßgeblichen Parteien im Rat« das Projekt mit unterstützten und auch die Stadtverwaltung dahinter stehe. Die Kommune helfe zwar nicht finanziell, aber etwa bei der Ausstellung von Genehmigungen oder der Arrondierung des Grundstückes. Die Goldbeck-Stiftung wolle die Außenanlagen neu gestalten.

Ehrung für Goldbeck

Ricarda Osthus, die Stenner-Selbstporträts im Miniformat als Ohrschmuck trug, sagte, dass Hildegard und Ortwin Goldbeck »die geborenen Ehrenmitglieder« seien: »Beide denken uneigennützig an ihre Heimatstadt und gehen damit noch nicht einmal hausieren.« Sie entschuldigte Hermann Josef Bunte, dessen Stenner-Sammlung die Grundlage für das Museum darstellt; er war in Stuttgart, wo die Staatsgalerie zum 125. Geburtstag des Künstlers, der mit nur 23 Jahren im Ersten Weltkrieg umkam, eine Ausstellung eröffnet hat. Bunte stellte auch dafür Leihgaben
zur Verfügung.

Die Wäsche des Malers und Würste aus Bielefeld

Wegen der großen Gästezahl geriet das Programm des Geburtstagsfestes zu Ehren von Hermann Stenner ein wenig aus den Fugen. Stenners Großneffe Götz Keitel verzichtete deshalb auf seinen Vortrag über seinen Großonkel. Den Maler Hermann Stenner und dessen Werk stellte David Riedel, Leiter des Peter-August-Böckstiegel-Hauses in Werther, vor. Schauspieler John Wesley Zielmann, früher Mitglied des Ensembles des Bielefelder Theaters, der heute in Hamburg lebt, machte Hermann Stenner durch eine Lesung aus dessen Briefen lebendig. Nachdem Stenner 1909 sein Kunststudium in München begonnen hatte, schrieb er regelmäßig an seine Eltern – und schickte seine schmutzige Wäsche nach Hause. Nachdem seine Mutter diese gewaschen hatte, ging sie retour – meist mit ein paar Würsten aus dem Westfälischen als Geschenk an den Sohn, der immer unter Geldknappheit litt. Deshalb hatte Hermann Stenner auch gehofft, die Stadt würde ihm mit einem Stipendium helfen. Er war sehr enttäuscht, als er als Antwort auf seine Anfrage eine Absage erhielt: Der Kommune ständen keine Mittel zur Verfügung. Die Briefe stammen aus dem Band »Der Maler Hermann Stenner im Spiegel seiner Korrespondenz«, herausgegeben von Prof. Dr. Karin von Maur.

Von Burgit Hörttrich, Westfalen Blatt