Ein umfangreiches Werk, über 300 Gemälde und 1700 Arbeiten auf Papier, hat der Expressionist Hermann Stenner hinterlassen, bevor er mit 23 Jahren im Ersten Weltkrieg starb. Eine Ausstellung im August-Macke-Haus in Bonn zeigt ab Donnerstag, 7. Juni, unter dem Titel „Farbe – Linie – Rhythmus“ Papierarbeiten, die vor allem in den künstlerisch entscheidenden Jahren an der Stuttgarter Kunstakademie entstanden und die um einige wenige ausgesuchte Gemälde in Öl ergänzt sind. Die Schau kann bis zum 23. September immer dienstags bis freitags von 14.30 bis 18 Uhr sowie samstags, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr besucht werden. Der Eintritt kostet 4 Euro, bei Ermäßigung 3 Euro.

Der 1891 in Bielefeld geborene Hermann Stenner hatte nach dem Besuch der Malschulen Knirr in München und von Hayek in Dachau 1911 bei Christian Ladenberger an der Stuttgarter Kunstakademie überraschend schnell zu einem bemerkenswerten atmosphärischen, lichten Spätimpressionismus gefunden, der zugleich den Abschluss seiner konventionellen Ausbildung markiert. Ab Oktober setzte er seine Studien bei Adolf Hölzel fort, einem führenden Wegbereiter der Moderne, der nachhaltigen Einfluss auf den jungen Künstler haben sollte.

Stenner befasste sich intensiv mit Hölzels Lehre vom Primat der künstlerischen Mittel, wonach Farbe, Linie und Fläche als gleichberechtigte Bestandteile einer Bildkomposition gelten, und näherte sich modernen Bildprinzipien an, die er schnell souverän zu handhaben verstand. Schon im März 1912 erhielt er eines der begehrten Meisterateliers von Hölzel.

Ab Dezember 1913 betraute ihn Hölzel zusammen mit Oskar Schlemmer und Willi Baumeister mit dem Entwurf und der Ausführung von 12 großformatigen Wandbildern für die Haupthalle der Kölner Werkbund-Ausstellung 1914. Die insgesamt sechs monumentalen Bilder, die Stenner unter anderem mit Darstellungen aus dem Leben der Heiligen Ursula beitrug, markieren den spektakulären Höhepunkt seiner Lehrzeit bei Hölzel und zugleich auch das Ende seines Schaffens. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich der Künstler zum Kriegsdienst und fiel wenige Monate später an der Ostfront in Russland.

Leihgeber der Schau sind neben weiteren die Kunsthalle Bielefeld, das Diözesanmuseum Kolumba Köln, die Galerie der Stadt Sindelfingen, die Kunstsammlung Deyhle und die Sammlung Hermann-Josef Bunte.

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